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Tragödie / Aus drei mach eins: „Ödipus/Antigone“ im Grand Théâtre


Link [2022-04-16 15:53:07]



Durch Sigmund Freud hat die Figur des Ödipus ein Revival erlebt. Der Ödipus-Komplex dürfte einer der psychoanalytischen Begriffe sein, die außerhalb von therapeutischen Fachkreisen die größte Bekanntheit erlangt haben – eben weil er auf so empfindliche Weise an ein Tabu rührt, das für den französischen Ethnologen Lévi-Strauss den Übergang von der Natur zur Kultur markiert: das Inzestverbot, das Unterbinden sexueller Beziehungen zwischen engen Verwandten und das Unterdrücken von entsprechenden Fantasien. Das Verbot ist so tief in unserer Gesellschaft verankert, dass Geschichten oder Namen, die es aufrufen, auf diesen so skandalösen Aspekt reduziert zu werden drohen. So ist die Hauptfigur von Max Frischs Roman „Homo Faber“ bei Schülern allgemein bekannt als „der Typ, der mit seiner Tochter schläft“ und der Ödipus-Komplex, „hat damit zu tun, dass man mit seiner Mutter (oder seinem Vater) schlafen will“. König Ödipus demgemäß ist „der Mann, der mit seiner Mutter ins Bett steigt und vier Kinder mit ihr zeugt“. Dabei steht dieser Aspekt des Ödipus-Mythos symbolisch für die Frage nach der Unausweichlichkeit des Schicksals und dem Vorhandensein der menschlichen Willensfreiheit. Je mehr Ödipus versucht, sich aus dem Klammergriff der Vorhersehung zu befreien, desto mehr verstrickt er sich in Schuld. Dieser unerbittliche Determinismus dürfte gerade einem modernen... Artikel ansehen

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