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Reportage / Unsere Korrespondentin hat sich beim letzten Kaufrausch in Moskau mit in die Schlange gestellt 


Link [2022-03-17 09:32:57]



Walentina Afanasjewa schließt die Augen. Für einen kurzen Augenblick ruft sie sich plötzlich die Vergangenheit in Erinnerung. „Der Geschmack des Herings, der war ganz unglaublich. Der leckerste Hering meines Lebens.“ Sie macht die Augen wieder auf, ein kalter Schauer laufe ihr über den Rücken, sagt sie. Es ist eine Vergangenheit, die Walentina Afanasjewa längst überwunden zu haben schien. Sieben Stunden habe sie zusammen mit ihrer Mutter für den Fisch angestanden, als Heranwachsende in den 1990er-Jahren. Der Hering, kurz vor Neujahr, ein traditionelles Gericht der russischen Feiertagsküche. „Sieben Stunden! Nach so was schmeckt wahrscheinlich selbst der trockenste Hering wie der leckerste Kaviar.“ Sie versucht zu lachen, schaut aber schnell zu Boden. Sie ist jetzt Mitte 40 und steht wieder in einer Schlange, den Korb in ihrer Hand voller Kleider, die Kasse weit weg. Alle paar Minuten macht sie einen Schritt nach vorn. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ziehen sich immer mehr westliche Firmen aus Russland zurück. Manche haben ihre Arbeit für vorerst einige Monate unterbrochen und zahlen ihren Mitarbeitern einen geringen Ersatzlohn, andere haben ihre Angestellten abgezogen und bieten ihnen im Ausland eine Stelle an. Autobauer wie BMW oder VW liefern nicht mehr nach Russland und wollen auch nicht... Artikel ansehen

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