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Editorial / Der Krieg der Worte und der Bilder


Link [2022-04-08 11:12:38]



Aggressoren suchen immer nach einem Vorwand. „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“ ging als Redewendung in die Geschichtsbücher ein. Hitler rechtfertigte 1939 den Überfall auf Polen mit einem angeblichen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz in Schlesien. Jetzt schieße man eben „zurück“. Die unterschwellige Bedeutung: Die Deutschen waren nicht die Bösen, sie verteidigten sich bloß. Als Begründung für den Überfall auf den Irak dienten den Vereinigten Staaten Massenvernichtungswaffen, von denen aber keine gefunden wurden. Ein vom Westen unterstütztes Naziregime in Kiew, das die dortige russische Bevölkerung unterdrücke, dient nun Russland als Rechtfertigung. Deswegen sei es kein Krieg, sondern eine Polizeiaktion zum Schutz der dort lebenden Russen. Propagandistisch ist die Darstellung der Ukraine als nazistisches Regime ein cleverer Coup der russischen Seite: Im Krieg gegen Hitler mussten 27 Millionen Sowjetbürger ihr Leben lassen. Der Nimbus des Nazibesiegers, der so hohe Opfer dafür brachte, half dem Land lange – bei allen politischen Gegensätzlichkeiten –, auch im Westen Sympathien zu bewahren. Der traditionelle Antifaschismus wurde in der Sowjetunion und auch in Russland regelrecht zelebriert. Mittlerweile ist er allerdings zur reinen Rhetorik verkommen. Dass in der Ukraine rechtsextreme Gruppierungen aktiv sind, ist unbestritten, dass sie jedoch den Staat führen, eine andere Sache. Genauso gut... Artikel ansehen

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