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„Du bist ein Verräter, Sohn!“ / Wie der Ukraine-Krieg Familien und Freundschaften in Russland entzweit


Link [2022-04-19 17:33:12]



Michail, 19, Student aus Jekaterinburg: Ich komme aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Jekaterinburg. Ein Provinznest. Schon als Schüler setzte ich mich für urbanistische Projekte ein – gestaltete Schaukeln in den Höfen neu, wollte, dass meine Stadt schöner aussieht. Meine Eltern sagten immer: „Warum machst du das eigentlich? Es gibt doch nun wirklich Wichtigeres.“ Ich aber war immer überzeugt davon, dass wir alle ein besseres Leben haben werden, wenn dieses Leben einfacher wird. Und so wollte ich zum Staat, in die Stadtplanung. Wollte Projekte gestalten, damit das, was uns umgibt, angenehmer wird. Ich fing schließlich an, Bauwesen zu studieren. Und jetzt? Zum Staat? Ich will nicht einmal mehr meine Familie sehen. Vor zwei Wochen bin ich aus der Wohnung meiner Mutter, die ich jedes Wochenende aus Jekaterinburg besucht habe, abgerauscht. Es war ein heftiger Streit. Mein Großvater nannte mich einen Bandera-Anhänger. Früher wurden ukrainisch-nationalistische Anhänger von Stepan Bandera so genannt, heute ist das ein russisches Schimpfwort für alle Ukrainer. Meine Mutter bezeichnete mich schreiend als Verräter. Der Zwist hatte eigentlich schon am 24. Februar angefangen, als die ersten russischen Bomben auf die Ukraine fielen. Meine Familie sagt nicht Krieg dazu, sie nennt ihn „militärische Spezialoperation“, wie er offiziell... Artikel ansehen

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